Familien-Karma: Transgenerationale Weitergabe von Traumata
Esther Guggisberg
Auf dem Weg der Bewusstwerdung und der Persönlichkeitsentwicklung arbeiten wir sehr oft mit unseren Mustern. Es sind Verhaltensmuster, Denkmuster und Glaubenssätze.
Muster dienen zur Vereinfachung. Alles, was vereinfacht wird, kann leichter automatisiert werden. Der Tagesablauf erhält Struktur, das Leben einen Plan und Denken eine Ordnung. Einfach ist oftmals gleich «leicht». Und wir mögen leicht, denn leicht ist nicht so anstrengend.
Doch in diesen automatisierten Abläufen befinden sich auch unbewusste Muster, die eigentlich und wirklich gar nicht so förderlich sind. Sondern vielleicht sogar schädlich, unterdrückend, einschränkend und sogar zerstörerisch.
Wenn wir an unseren Mustern arbeiten, wenn wir Glaubenssätze und Verhaltensmuster auflösen, sind wir mit unserem eigenen Geist und mit unserer Geschichte beschäftigt. Ziemlich rasch wird jedoch klar, dass damit nicht nur unser eigenes Schicksal verbunden ist, sondern auch das unserer Familie und Ahnen. Geschichte, Vergangenheit, also auch Erfahrungen und Erlebnisse werden erzählt – oder auch verschwiegen, doch übertragen, als Muster weitergelebt und gemäss der Epigenetik als Möglichkeit in genetischen Veranlagungen vererbt.
Wir können viel Stärke und Gutes mitbekommen. Aber leider nicht nur.
Traumata
Traumata sind einschneidende Erlebnisse, die als psychische Verletzung gelten und uns nachhaltig verändern. Es sind Schock- und Ohnmachtssituationen, in denen wir einem Umstand ausgeliefert sind und zu Schaden kommen oder den Schaden beobachten. Die Verletzungen können körperlich, aber auch geistig und emotional sein. Die Gewichtung liegt hier nicht in der objektiven Beurteilung, sondern im subjektiven Erleben und Wahrnehmen der Person.
Auch die Ausübung einer (Straf-)Tat und die damit verbundene Schuld, bewusst oder unbewusst wahrgenommen, traumatisieren nicht nur das Opfer, sondern auch den Täter und sein Umfeld.
Werden Traumata nicht verarbeitet – weil sie teilweise aufgrund ihres Ausmasses von der bewussten Wahrnehmung der Person abgespalten wurden, können sie verheerende Auswirkung auf das Leben und die Haltung der betroffenen Person haben. Etwas abzuspalten, dient der Selbsterhaltung. Die Energie, die dafür aufgewendet wird, macht das Körper-Psyche-System jedoch anfällig; die Person wird träge und abgestumpft oder befindet sich in einer ständigen Anspannung und Überreizung. Symptome zeigen sich körperlich, emotional und mental in Blockaden, Ängsten, Stress, Albträumen, Verspannungen, Immunschwäche, Vermeidungstaktiken und in Gewalt gegen sich und/oder andere.
Aus psychologischer Sicht ist die Betreuung und Therapie von traumatisierten Personen eine wichtige Angelegenheit zur Verarbeitung und Heilung. Dazu kommt meiner Ansicht nach der Aspekt der Energiefreisetzung. Wenn wir etwas verarbeitet haben, bewegt es sich automatisch und auf eine gesunde Weise in den Hintergrund. Es ist nicht mehr ein bewusstes oder unbewusstes Energieleck. Endlich können wir uns anderem, Neuem und Konstruktivem, zuwenden. Ausserdem übernehmen wir die Verantwortung dafür, dass das Trauma nicht über Generationen weitergegeben wird und von den Nachkommen bearbeitet werden muss – was oft einem Rätselraten im Labyrinth gleichkommt.
Transgenerationale Weitergabe von Traumata
Traumata, die einer oder mehreren Generationen vor uns zugestossen sind und nicht verarbeitet wurden, können als Muster an uns weitergegeben werden. Verdrängte Körpersymptome und Emotionen (z.B. Angst, Schuld, Scham, Ohnmacht, Wut) werden in Mimik, Gestik und Verhaltensmustern (unausgesprochen) oder in Glaubenssätzen (ausgesprochen) weitergegeben. Auch hier wurde der Ursprung dissoziiert und die Wunde ist unverheilt doch abgestumpft. Kriege, Gewalt und traurige Einzelschicksale haben auch unsere Vorfahren geprägt. Und werden diese Erlebnisse nicht irgendwann mit all den dazugehörigen Emotionen verarbeitet, ziehen die Muster von Gewalt, Unterdrückung und Unterdrückt-Sein weiter.
Heilung für die Vergangenheit
Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur Geschehnisse aus unserem Leben aufarbeiten, sondern auch die schädlichen Muster und unterdrückten Energien unserer Ahnenreihe. Wir können dies in therapeutischer Form mit geeigneten Fachpersonen klären. Wer seine Basis gelegt hat, kann mit eigener Bewusstseinsarbeit Muster auflösen.
Das mag jetzt alles schwer und auch etwas undurchsichtig wirken. Was wissen wir schon über unsere Ahnen?
Hinweise findest du in Erzählungen deiner Familienmitglieder und dem Umfeld. Doch selbst wenn hier sehr wenig vorhanden ist oder geschwiegen wird, spürst du vielleicht, wie sich negative Muster durch dein Leben ziehen, die eigentlich so mit dir nichts zu tun haben. Wenn du kaum etwas über deine familiäre Vergangenheit weisst, aber immer wieder eine emotionale Verbindung, ein Ziehen und eine Faszination-Abstossung zu einem Thema erlebst, kannst du dich diesen einmal annehmen. Vielleicht geht es um das Thema Verlust. Viele Frauen haben ihre Männer und Söhne im Krieg verloren. Das ewige Dienen (der Frau) ist auch so ein «beliebtes» Thema. Es ist sogar je nach Kultur bis heute tief verankert. Oder uneheliche und manchmal unerwünschte Kinder erklären ein diffuses Gefühl von Ausgrenzung. Auch gibt es die Angst vor Bestrafung, zum Beispiel beim Empfinden von Lust und bei einer selbstbewussten und eigensinnigen Lebensführung.
Viele dieser Themen stammen nicht aus unserer eigenen Erfahrung, doch sind sie irgendwie in uns gespeichert. Wenn du merkst, dass dich so etwas negativ beeinflusst, du es aber nicht aus deiner eigenen Erfahrung kennst, kann es sein, dass es über deine Sippe transgenerational oder über deine Kultur an dich weitergegeben wurde.
Verarbeite die Thematik im Schreiben, mit bewusstem Durchfühlen und Loslassen. Es gibt zahlreiche Methoden und Möglichkeiten. Arbeite mit der transformativen Kraft der Natur. Nach der geistigen, emotionalen und körperlichen Verarbeitung, kannst du die aufgeschriebenen Geschichten und Themen auch draussen verbrennen verbrennen oder zerreissen und in einen Fluss werfen. Lasse dabei deine Gedanken mitziehen und spüre die Erleichterung darüber, dass sich diese Energie nun transformieren darf.
Wenn du diese Aufgabe annimmst und beginnst, Familien-Karma, alte belastende Muster aufzulösen, sei dir bewusst, dass du hier sehr grosse und wertvolle Arbeit leistest. Nicht nur, dass du dir selber hilfst. Du erlöst ein Familienschicksal und machst so den Weg für die Zukunft frei.
Das Thema «Familien-Karma» findet auch seinen Platz im Kurs «Metamorphosis». Eine kraftvolle und unglaublich heilende Transformation und dein Weg für ein starkes Selbstbewusstsein. Melde dich jetzt an: info@estherguggisberg.com Ich freu mich auf dich!