Über das Sichtbar-Werden und die Kraft der inneren Archetypen
Esther Guggisberg
Fast hätte ich es nicht getan. Fast hätte ich mein Buch nicht veröffentlicht.
Ich schreibe, seit ich schreiben kann. Und seit auf Social Media alles Mögliche veröffentlicht und überall gebloggt wird, bin ich mit von der Partie.
Die Idee eines eigenen Buches kam mir vor vielen Jahren. Und auch der Inhalt war rasch klar. Ein Buch mit meinem gesammelten Wissen, das anderen helfen könnte. Ein kühner Plan und eine wirklich schöne Vorstellung. Doch von der Vorstellung bis zum fertigen Exemplar, das ich nun in meinen Händen halte, war es ein langer Weg. Und lass dir gesagt sein, das Schreiben an und für sich war nicht einmal die grösste Herausforderung – Schreibblockaden hin oder her.
Nur nicht schlapp machen auf den letzten Metern
Du schreibst und machst und tust, und irgendwann ist das Manuskript fertig. Oder so in etwa – weil korrigieren könntest du für immer und ewig. Vor allen Dingen, da dieses Buch ein Grundlagenwerk darstellen wird.
So kommt der Moment, wo du nicht mehr umhinkommst, das Erarbeitete in seine Form zu bringen und schlussendlich zu zeigen.
Ich habe mich gut vorbereitet, stärkende Coachings in Anspruch genommen und vieles geklärt.
Und doch bleibt es ein Schritt, den jeder für sich ganz alleine tut.
Sichtbar sein
Sich sichtbar zu machen, ist zu Beginn für jeden von uns eine Herausforderung. Denn damit sind so viele verschiedene Gefühle und Emotionen verbunden. Und hey, die Vergangenheit und die «tollen» Erfahrungen aus Kindheit und Jugend sagen dir so oft Hallo, da kommst du dir vor wie bei einem Klassentreffen.
«Fühle und heile» sagt die innere Fürsorgliche.
Die Angst vor Kritik
Denn es gibt immer noch: 1. andere Meinungen, 2. so einige Ergänzungen, 3. andere Meinungen, 4. Tippfehler (hach, die lieben Tippfehler), 5. ja eben, was war das noch – andere Meinungen.
Wer oder was gibt dir die Berechtigung, etwas zu veröffentlichen, etwas zu zeigen, etwas anzubieten? Sind es Abschlüsse, Titel, Autoritäten? In vielen Bereichen ist es richtig, wichtig und gesund. Und dann gibt es noch das Thema Erfahrung. Erfahrung, Reflexion und daraus gewonnene Erkenntnisse entstehen manchmal unverhofft, ungeplant und ohne, dass man dafür eine Ausbildung gebucht hat. Das Leben lehrt und bietet die Möglichkeit, zu reifen und zu erkennen. Schmerzhaftes und Desillusionierungen zu verarbeiten und daraus Erkenntnisse und Bestärkungen weiterzugeben, braucht kein Diplom.
«Du weisst, was du kannst» sagt die innere Herrscherin.
Wann immer wir etwas von uns zeigen, kann es bewertet werden – und es wird bewertet. Du tust es, ich tue es. Jeder tut es. Es gehört einfach dazu. Darf uns das davon abhalten, zu zeigen, wer wir sind und was wir können? Manchmal vielleicht. Wenn wir verletzlicher sind und uns angreifbar fühlen, kann es helfen, sich erst einmal um die eigene Verfassung zu kümmern, zu stabilisieren, einen gesunden Schutz aufzubauen, Ängste zu klären und abzubauen. Wenn es jedoch unnötige Ängste und Mindfuck sind (siehe weiter unten), werden wir diese Ängste zur Seite stellen und es ganz einfach trotzdem tun.
«Schütze dich weise, innerlich und äusserlich» sagt die innere Kriegerin.
Die Angst vor Erfolg und «dem Bild von mir»
Was ist das mit dieser Angst vor Erfolg und der eigenen Grösse? Warum sollten wir uns davor fürchten, Erfolg zu haben, «gross» zu sein?
Wir alle haben eine persönliche Komfortzone von Erfolg, Liebe, Anerkennung, Glück, Wohlstand etc., die wir ertragen – ja genau, ERTRAGEN. Alles, was diese gefühlte Menge überschreitet, fühlt sich für uns nicht mehr vertraut und dadurch ungewohnt, vielleicht sogar unangenehm oder bedrohlich an. Unser Unterbewusstsein möchte uns jedoch vor diesem Unwohlsein und dieser Bedrohung bewahren. Also tut es alles Erdenkliche, damit wir ja nicht unsere Wohlfühlzone verlassen müssen. Wenn du dir dessen einmal bewusst wirst, gehen so einige Lichtlein auf.
«Gehe tiefer und erkenne» sagt die innere Magierin.
Ausserdem gibt es da ja noch dieses Bild. Das Bild, das andere von uns haben. Dieses Bild stimmt nie. Es ist nicht möglich. Und das Projizieren ist gegenseitig. Wir sehen, was wir sehen können. Und was wir nicht sehen, können wir subjektiv noch hinzudichten. Und wir bewerten. Oh ja, da waren wir schon. Wir bewerten viel. Denn es hilft unserem Verstand, zuordnen zu können. Den Fakt, dass wir bewerten, brauchen wir nicht negativ zu bewerten, wir dürfen uns dessen jedoch bewusst sein. Denn Bewusstsein schafft inneren Abstand und gibt uns die Möglichkeit, zu reflektieren.
«Ich erkenne mich in anderen und bin dennoch eigenständig» sagt die innere Partnerin.
Das Bild, das ich nach aussen abgebe, ist also genauso unvollständig wie das, was ich von dir habe. Ich werde ent-täuschen. Es geht gar nicht anders. Durch Bewertung und Erwartung bleibt uns nichts anderes übrig. Ich werde aber auch überraschen und unerwartet anregen. Und genau deswegen lohnt es sich umso mehr, diesen mutigen Schritt zu wagen und sich zu zeigen. Du weisst nie, was geschieht. Auch nicht in positiver Hinsicht.
«Sei mutig und neugierig» sagt die innere Abenteurerin.
Scham, Stolz und die Angst vor Neidern
Und «so lange du eine von ihnen bist», bist du in Sicherheit. Kennst du das? Ja nicht zu erfolgreich sein, nicht aus der Reihe tanzen – das gilt in vielerlei Hinsicht. Es ist ein antrainiertes Sozialverhalten, dass wir uns gegenseitig erzählen, was alles nicht so gut läuft, um das Gegenüber nicht mit unserer Grösse zu überfallen. Wir wollen andere nicht neidisch machen, denn wir haben Angst vor neidischen Menschen. Auch wenn Neid ganz einfach die Verdrehung von Bewunderung ist, fühlt er sich bedrohlich an. Neid sucht Fehler, Neid wertet ab, Neid vergiftet, Neid zerstört.
Kennst du den Moment, wo du etwas Wundervolles erzählen möchtest – ein Glück, das dir widerfahren ist, oder eine Glanzleistung, die du vollbracht hast – und du spürst dieses Unwohlsein, ein leichtes Schamgefühl? Bescheidenheit ist kulturell anerzogen, es ist nicht Bestandteil der menschlichen Grundstruktur. Doch der Drang nach Zugehörigkeit, die früher das körperliche und noch heute das seelische Überleben sichert, ist es. Und wenn wir uns abgelehnt und ausgeschlossen fühlen, kann es sogar eine Todesangst triggern, denn instinktiv fühlen wir uns in unserer Existenz bedroht.
Scham dient uns mit seiner Auswirkung in dieser Hinsicht also, um dazuzugehören. Sich niederzumachen, alles kleinzureden, als Schutz, um nicht angegriffen oder verurteilt zu werden. Wir können den anderen zuvorkommen und uns gleich erst mal selbst beschämen und zunichtemachen. Und auch mit der manipulativen Wirkung, dass uns andere dann aufbauen.
Die grundsätzliche Emotion von Scham ist und bleibt eine soziale Emotion und taucht dann auf, wenn wir uns von Aussen, d.h. mit den Augen anderer, betrachten und abwerten. Scham liebt die Dunkelheit, das Geheimnis, die Verdrehung. Bringen wir Licht rein und klären, worum es geht, löst sich Scham auf. Tief liegende Scham aus vergangenen Erfahrungen kannst du wie jede andere Emotion adressieren, sprich zuordnen, fühlen und loslassen. Scham bewusst zu fühlen, ist zu Beginn einfach nur unangenehm. Doch mit der Zeit stellen sich Mitgefühl und Verständnis ein.
«Überwinde Scham und zeige dich, wie du bist» sagt die innere Wilde.
Die Kehrseite von Scham ist Stolz. Und schon spürst du, wie sich etwas in dir zusammenzieht. Ja, du darfst immer wieder stolz sein. Werde dir dem sozialen Gefühl von Stolz bewusst. Wir sind stolz, weil wir etwas Aussergewöhnliches darstellen oder geleistet haben. Wir werten es positiv und bekommen dafür vielleicht sogar von aussen Anerkennung. Durch eine Auszeichnung und dazugehörigen Stolz fühlen wir uns für einen Moment besser als andere, durch Scham fühlen wir schlechter als andere. Sich bewusst zu werden, dass diese Emotionen nur temporäre Erlebnisse sind und nichts mit unserem Wert und dem Wert anderer zu tun haben, ist Teil einer weisen Reifung. Stolz und Scham zu fühlen, ist völlig in Ordnung. Beide definieren jedoch nicht unseren Wert.
Du bist so viel mehr
Wir könnten uns ein Leben lang im gefühlten Mittelmass aufhalten. Gefühlt. Ohne anzuecken, ohne hervorzustechen, ohne aufzufallen – negativ oder positiv.
Und dann gibt es Momente, die locken und herausfordern, wo wir es einfach dürfen, ja sogar sollen: auffallen, hervorstechen und anecken. Du bist so begabt, so talentiert, so wissbegierig und trägst unendliche Schätze in dir. Aufgewacht!
«Lebe dich und sei eine Inspiration» sagt die innere Sinnlich-Kreative.
Ja, und du hast deine Baustellen und Schwierigkeiten. Und es ist in Ordnung. Aber lasse dich nicht davon abhalten, was andere sagen könnten. Diese Angst ist nicht in der Gegenwart, es existiert keine reale Bedrohung. Sie entsteht aus einer Kunst, die wir Menschen ganz hervorragend beherrschen – nämlich Mindfuck.
Ist es eine alte Angst? Kläre sie: adressieren, fühlen, loslassen. Eine zukünftige Angst? Was könnte passieren? Und dann, was tust du? Und dann, ist es fertig? Nein, es geht immer weiter und du hast immer Handlungsspielraum und die Möglichkeit, etwas zu ändern – im Innen und Aussen.
«Bleibe beweglich und lasse Veränderung zu» sagt die innere Wandlerin.
Werde mutig. Erweitere deine Komfortzone. Erlebe, was es heisst, deinen eigenen emotionalen Reichtum zu spüren und daraus so viele Ideen und Erkenntnisse zu gewinnen. Sei eine Inspiration und kreiere. Schöpfe, was das Zeug hält. Schöpfe aus dir.
Sie stehen dir alle zur Verfügung: deine inneren Archetypen.
Mehr erfährst du in meinem Buch 🙂 Hol dir dein Exemplar hier.