Warum wir uns erst bewegen,
wenn’s richtig weh tut
Esther Guggisberg
Ich staune – immer und immer wieder.
Wenn ich mit meinen Klientinnen arbeite, kann ich nicht anders, als immense Liebe für das Menschsein zu empfinden.
Ja, es ist so, sie sind bei mir, weil etwas in ihrem Leben nicht «rund» läuft, weil sie anstehen, weil es zu viel ist, weil sie nicht mehr durchblicken und weil sie schwer tragen. Und ja, meistens wurde vieles durch andere Menschen verursacht. Doch auch diese trugen schwer und wussten sich nicht selbst zu helfen.
Geschichten
Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen, Geschwister, Mitschüler, Freunde und Kollegen können manchmal ganz schön gemein sein. Viele Verletzungen, Ablehnungen und Abwertungen entstehen aus Unwissenheit, Kurzsichtigkeit, meist unabsichtlich und oft weil Menschen ihre Fähigkeit zum Mitfühlen abgespalten haben, da sie ihre eigenen Gefühle nicht ertragen.
Wenn wir Kinder sind, nehmen wir alles persönlich. Kaum ein Kind ist in der Lage, zu differenzieren, ob der Andere das nun gegen uns sagt oder einfach selbst ein psychologisches Problem hat. Also haftet es an uns. Wir nehmen den Vorwurf, die Ablehnung und die Verletzung an und in uns auf. Wir fühlen uns hilflos, ohnmächtig, verängstigt, beschämt und verletzt, verschütten die Trauer mit Wut und deckeln das Ganze mit abgestumpfter Gleichgültigkeit.
Wir erklären uns auf jede Art und Weise, warum uns etwas zugestossen ist, warum wir abgelehnt wurden, dass wir es nicht wert sind oder andere Menschen gefährlich sind. Diese erklärenden Glaubenssätze entstehen aus grosser seelischer Not. Wir brauchen eine innere Rechtfertigung, eine Stütze, um mit der emotionalen Last umgehen zu können. Wir bilden Muster, die uns vermeintlich schützen sollen, doch eigentlich sind wir ihre Gefangenen. Mit der Zeit werden Wände zu Mauern und stehen dicht vor unserem Herzen. Bretter werden vor den Kopf genagelt und graue Filter vernebeln unser inneres und äusseres Sehen. Wir vergessen, was ursprünglich war, denn es ist ins Unterbewusstsein gefallen. Und wir halten das, was wir nun leben, für unsere Persönlichkeit und für das Einzige, was möglich ist.
Minderwertigkeitsgefühle, Ängste, Unsicherheiten, unverheilte Wunden werden kaschiert durch perfekte Leistungen, Hochglanz-Fassaden, Nett- und Lieb-Sein oder abweisende Arroganz.
In Beziehungen, Freundschaften und am Arbeitsplatz lernen wir zwar, miteinander zu sprechen. Doch sind wir uns wirklich bewusst, was da alles noch tief in uns wühlt?
Alt-Lasten
Es braucht sehr viel Energie, sich seinen alten Wunden und Selbstsabotagemustern zu stellen. Dabei vergisst man jedoch leicht, wie viel Energie es eigentlich wirklich kostet, die ganzen alten Geschichten zu unterdrücken und sie dementsprechend ungelöst immer noch mit sich rumzutragen. Und nicht selten zahlen wir dafür den Preis, unser Glück nicht annehmen zu können. Wir stossen alles von uns weg, was uns befreien würde, denn es tut erst einmal weh und macht uns den Schmerz und emotionalen Schutt bewusst. Wer will da schon freiwillig rein? Vor allem, wenn man Angst davor hat, nie wieder rauszukommen.
Wähle
Wenn es dir auch so geht, brauchst du vielleicht jemanden, der dich an die Hand nimmt. Jemanden, der die Dunkelheit kennt und keine Laterne braucht, da das innere Licht angeknipst ist. Wähle deine Begleitung mit Bedacht. Doch wähle und initiiere den Prozess, wenn du die Schnauze voll davon hast und dich endlich befreien möchtest. Erst wenn die Not und der Druck genug gross sind, dann sind wir bereit die not-wendende und notwendige Änderung anzugehen, um den Ballast endlich abzuwerfen.
Nicht umsonst fühlen sich meine Klientinnen und Klienten bei und vor allem nach den Coachings und Coaching-Kursen immer, als wäre eine riesige Last von ihnen abgefallen. Das Rucksäcklein entleeren, sag ich dazu oft. Wir tragen alle schwer. Weil wir viel erlebt haben. Holen wir uns jedoch die Erlaubnis – und zwar unsere, denn eine andere brauchen wir nicht – den Ballast endlich abzuwerfen, wird es plötzlich ganz leicht. Da fühlt sich der Brustkorb auf einmal warm und weich an, ein tiefes und erleichtertes Aufatmen, der Körper wird durchflutet von positiven Emotionen und Empfindungen – wir baden in Selbstliebe.
Jedes Mal wenn sich mir ein Mensch öffnet, seine Echtheit und Verletzlichkeit zeigt, berührt mich das zutiefst. Ich spüre eine grosse Dankbarkeit für dieses Vertrauen. Und ich spüre die Dankbarkeit des Gegenübers, sich endlich so zeigen zu dürfen, wie es drinnen wirklich ist. Wenn die Wandlung geschieht und «Altes» abgeworfen wird, ist dies ein absolut magischer Moment.
Lass los
Wir haben alle das Recht auf unsere Geschichte. Und wir haben das Recht, sie loszulassen – alles, was uns belastet und alles, was wir nicht mehr gebrauchen. Heute brauchen wir keine «kindlichen» Erklärungen mehr, denn wir wissen, dass wir als Erwachsene Selbstverantwortung tragen und einen konstruktiven Umgang mit unseren Gefühlen haben dürfen.
Bist du überfordert? Weisst du nicht, wohin mit dir, was als erstes ansteht oder wie und wann du das alles noch erledigen sollst?
Dann mach Platz. Räume aus dem Weg, was dir blockiert, so dass du wieder atmen und im Hier und Jetzt ankommen kannst.
Metamorphosis
Im August 2019 starte ich mit mutigen und starken Frauen ein weiteres Mal den Online-Kurs «MetaMorphoSis – in 4 Phasen weg von Selbstsabotage hin zu Selbstliebe». Bist du dabei?
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Diesen Artikel gibt es auch als Podcast: