Die Weihnachtszeit und ihre Emotionen
Esther Guggisberg
Die Adventszeit steht vor der Türe. Und damit auch unsere Lieblingsgäste – Emotionen, Gefühle und damit verbundene Ausbrüche in jegliche Richtung 😉
So gebe ich dir nun ein paar Tipps für den Umgang mit dieser wohl grössten Herausforderung, jedoch auch grössten Ressource der Weihnachtszeit mit.
Für alle sind der Dezember, die Adventszeit wie auch die Weihnachtstage mit bestimmten Gefühlszuständen verbunden. Meistens sind das gemischte Gefühle. Sie stammen aus unterschiedlichen Erfahrungen unserer bisherigen Erlebnisse. Es gibt Emotionen, die stammen aus ganz frühkindlichen Zeiten. Das fühlst du dich auch sprichwörtlich noch heute wie ein kleines Kind. Dann gibt es rebellische Emotionszustände – vielleicht aus Teenagerjahren oder Erfahrungen mit einer früheren oder jetzigen Schwiegermutter 😉 Dann wiederum empfinden wir die Hektik und den Stress des Erwachsenenalltags, wenn wir mal wieder alles gleichzeitig erledigen wollen.
Wir sind mitfühlende und empathische Wesen. Wir leben und arbeiten oftmals in Gemeinschaften. Wisse also, dass sich die Emotionen anderer mit deinen vermischen können, sprich anhand ihrer Mimik, Gestik, Wortwahl und Tonlage fühlst du die Emotionen anderer nach. Mache dir immer wieder bewusst, wie es dir selbst geht und was Gefühle und Stress anderer sind. Die übernommenen Emotionen können auch aus der Vergangenheit stammen. Belastende Gefühle darfst du klären, fühlen und loslassen. Doch natürlich können wir nicht nur den Stress und die Hektik anderer mitfühlen, sondern auch Freude und Gefühle von Wärme, Liebe und Zuneigung.
Auch sind es unsere Emotionen und Gefühlszustände, die uns den gewünschten Winter-Weihnachtszauber ermöglichen oder ihn vielleicht behindern.
Im Folgenden erfährst du mehr über die unterschiedenen Emotionen und Gefühle im Zusammenhang mit der aktuellen Zeitqualität, damit du für dich immer wieder erkennen kannst, wie es dir im Moment geht.
Unangenehme Emotionen und Gefühlszustände
Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
Schuldgefühle und das schlechte Gewissen tauchen auf, wenn wir etwas tun oder lassen, wobei wir denken und bewerten, dass es falsch ist oder sein könnte. Deswegen ist es hilfreich, wenn du dir deiner Werte bewusst bist (Übung dazu folgt in der 2. Woche) und danach handelst. Das macht dich integer. Es kann immer noch ein schlechtes Gewissen auftauchen (Gewissenskonflikte), denn das schlechte Gewissen ist das «Wissen anderer». Hier merkst du dann, dass deine Werte vielleicht mit deren anderer – oder deiner Annahme davon – kollidieren. Über eingetrichterte Schuldgefühle werden wir manipulierbar.
Grundsätzlich geht es bei Schuldgefühlen darum, zu prüfen, ob du aus deiner Sicht wirklich einen Fehler gemacht hast. Dann sind eine Entschuldigung und eine Wiedergutmachung angebracht. Wenn es für dich richtig ist, jedoch für die andere(n) Person(en) nicht, kannst du auch deine persönliche Meinung und Erklärung anfügen und deine Grenzen setzen. Nicht immer können wir die Harmonie im Aussen aufrechterhalten, da wir uns sonst selbst übergehen.
Wenn etwas nicht ist, wie es (für uns) sein sollte, fühlen wir uns manchmal auch schuldig, weil wir meinen, es läge in unserer Verantwortung/Macht. Frage dich hier immer: aus welcher Sicht bewerte ich es? Es sind meist internalisierte Stimmen anderer Menschen, der Gesellschaft und stammen oft auch aus überidealisierten Sichtweisen. Sei nicht zu streng mit dir. Ergründe, warum du dich zu etwas entschliesst und was für dich dabei wirklich wichtig ist.
Scham
Scham ist eine der unangenehmsten Emotionen und hat ebenfalls mit der gesellschaftlichen Bewertung zu tun. Jedoch nicht mit unserem Tun, sondern mit unserem Sein. Das Gefühl von Scham bewirkt eine Trennung – zwischen uns und anderen und zwischen Anteilen in uns selbst. Die Weihnachtszeit ist diesbezüglich besonders heikel, weil es auch hier für viele um Ideale geht. Einem Idealbild zu entsprechen (als Einzelperson und als Familie), so zu sein, wie die anderen usw. löst einen grossen Druck aus. Schamgefühle können entstehen, weil «es bei uns anders ist», weil «ich alleine/einsam bin» usw. Wir können uns innerhalb unserer Familie, unseres Verbundes, schämen, weil wir selbst anders sind, uns anders fühlen, etwas nicht möchten oder einfach unwohl sind. Auch können Geheimnisse oder Dinge, die du für dich behalten möchtest, plötzlich zum Thema werden. Hier zeigt dir die Scham auch, dass du Grenzen hast und für deine Privatsphäre einstehen darfst.
Auch für etwas dankbar sein zu müssen, was du eigentlich gar nicht wolltest oder was für dich selbstverständlich ist, kann falsche Scham- und Schuldgefühle auslösen.
Wichtig ist, dass du spürst, wodurch das Schamgefühl ausgelöst wurde. Werde dir bewusst, dass es nichts gibt, was du sein solltest oder nicht sein darfst, das deinen Wert mindern könnte. Dein Wert ist unantastbar.
Schmerz und Verletzung
Kaum eine Zeit spült (alte) Wunden so sehr an die Oberfläche wie die Weihnachtszeit. Wir kommen in Kontakt mit Menschen, die uns bewusst oder unbewusst verletzt haben oder es immer noch tun. Wir werden an schmerzhafte Erfahrungen erinnert oder leiden unter dem Fehlen bestimmter Menschen, Tiere oder Umstände. Manchmal war es früher besser/schöner, manchmal wünschen wir uns schon lange, dass es das endlich sein würde. Die Einsamkeit kann schmerzen – ob wir nun alleine sind oder uns inmitten anderer nicht zugehörig fühlen. Zurückweisungen, Enttäuschungen, Missverständnisse, sich übergangen fühlen… – all das kann schmerzhaft sein. Alte Wunden und deren Auswirkungen darfst du heilen lassen, so dass sie dich nicht weiter belasten.
Trauer
Schmerz und Trauer sind eng verbunden. Trauer ist immer ein Zeichen dafür, dass wir etwas Wertvolles verloren haben oder wir uns vor dessen Verlust ängstigen. Die Trauer über diesen Verlust kann still und leise sein oder sich mit anderen Emotionen wie Ohnmacht und Hilflosigkeit, Angst oder auch Wut und Schmerz zu Enttäuschungen jeglicher Art vermischen. Wenn es nicht ist, wie wir uns das wünschen, erträumen oder ersehnen, löst es oft Trauer aus. Melancholie auslösende Gedanken gehören auch zu dieser Zeit. Wir betrauern, was war oder leiden darunter, was bisher nicht entstehen konnte. Trauer zeigt dir also auf, was dir eigentlich von Wert ist.
Ärger und Wut
Für manche ist die Liste derer, die uns ärgern können, an Weihnachten besonders lang. Je mehr wir kontrollieren möchten, desto mehr kann aus der Bahn geraten, uns ärgern oder richtig wütend machen. Kollidierende Vorstellungen, Grenzüberschreitungen, Missverständnisse und die erhöhte Reizbarkeit durch Stress machen es unserem Wutgefühl leicht, zu zeigen, was uns nicht passt und womit wir überhaupt nicht einverstanden sind. Nutze diese Emotionen, um zu erkennen, was für dich geht und was nicht. Du brauchst nicht jedes Gefühl von Ärger auszuagieren. Doch manchmal hilft es einfach, Klartext zu reden, gemeinsam Abmachungen einzuführen, deren Einhaltung für alle Beteiligten zu beachten sind – und zwischendurch an die frische Luft zu gehen, einen Baum zu umarmen oder auch gezielt und kräftig Holz zu hacken 😉
Angst, Schreck und Stress
Angst entsteht in unmittelbarem Schreck in bedrohlichen Situationen. Unser Gehirn kommt in den Kampf-Flucht-Totstell-Modus, in dem es nicht logisch denken kann. Auslöser dafür gibt es in dieser Jahreszeit mehr als genug. Mal kommen sie von aussen, meist sind sie hausgemacht durch Erinnerungen und Vorstellungen. Wisse, dass du in der unmittelbaren Angst in einer veränderten Wahrnehmung bist. Bevor du reagierst oder entscheidest, achte darauf, dass du dich wieder beruhigen konntest. Auch Hektik und Zeitdruck führen zu Stress, Ängstlichkeit und dem Sich-Getrieben-Fühlen. Alte Ängste oder dadurch geprägte Vorstellungen und Projektionen darfst du verarbeiten, so dass sie dich nicht weiter belasten.
Ohnmacht und Hilflosigkeit
Nebst Angstgefühlen können uns auch Ohnmacht und Hilflosigkeit blockieren. Wenn wir einem Umstand ausgeliefert sind – oder dies für uns auch einfach so wirkt. Sich einer Situation und/oder anderen Menschen ausgeliefert zu fühlen und nichts machen oder verändern zu können, löst Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Wenn wir diese Emotionen aushalten und durchfühlen, lösen sie sich mit der Zeit auf. Vielleicht waren sie einfach geprägt durch alte Erinnerungen, in denen wir z. B. als Kind wirklich einem Umstand ausgeliefert waren. Heute können wir ihn verändern. Auch wenn wir dies lediglich innerlich mithilfe unserer Gedanken, Ansichten und unserer eigenen Bewertung tun.
Enttäuschung
Enttäuschung ist ein Konglomerat aus oben genannten Emotionen. Sie hat immer damit zu tun, dass wir uns etwas anders vorgestellt haben oder es uns anders wünschen – sei das die Vorweihnachtszeit, das Wetter, die Feiertage selbst, die Begegnungen, die gemeinsame Zeit, die Geschenke, das Essen… So vieles kann in dieser Zeit enttäuschen. Gehe liebevoll und achtsam mit dir und auch mit anderen um. Den meisten geht es nämlich genau gleich. Und dieser Gedanke kann uns etwas milde stimmen. So dass wir Situationen, die nicht nach Plan laufen, mit etwas mehr Abstand, Mitgefühl und vielleicht sogar Humor sehen können.
Sehnsucht und Hoffnung
Das sind beides Schwellengefühle. Sie zeigen uns auf, in welche Richtung wir gehen möchten, was uns zieht und was wir uns erhoffen. Sie tragen etwas Unstillbares in sich, können angenehm bis hin zu unangenehm sein. Und obwohl diese Gefühle sich passiv anfühlen, kannst du etwas in die Richtung der Erfüllung tun. In Zusammenhang mit dem Winter-Weihnachtszauber werden wir uns genau darum kümmern.
Angenehme Emotionen und Gefühlszustände
(Vor)Freude, Spass und Neugier
Die Vorfreude gehört zu dieser Jahreszeit einfach dazu. Sei es Vorfreude auf die Festtage, auf eine Auszeit oder auch auf die Erholung danach. Oder ebenso die ganz tief innewohnende Freude darauf, dass die Tage nach der Wintersonnenwende langsam wieder länger werden und sich damit die erste Spur der kommenden Jahreszeit ankündigt. Spass, Lachen und Humor sind wahre Medizin, sie stärken unser physisches und psychisches Immunsystem. Wenn wir einen Schuss Leichtigkeit reinbringen, verschwinden auch die schweren Wolken von Trauer, Melancholie und jede Form von Unmut und Ärger. Die Kinder machen es uns vor, wenn sie sich ab Spässen und Kleinigkeit erfreuen und neugierig Abenteuer angehen. So tut das auch unserem inneren Kind gut.
Zuneigung und Liebe
Gefühle von Zuneigung und Liebe fühlen wir für andere Menschen, Tiere, Orte, Situationen, Traditionen, Gedanken usw. Entdecke für dich immer wieder, wer oder was dir dieses warme Gefühl im Herzen auslöst. Fokussiere dich auf das, was daran schön und gut ist, so dass dieses Gefühl wachsen kann.
Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen und Zuhause-Sein
Damit entstehen auch diese Gefühle. Sie haben nicht primär mit äusseren Umständen, denn mehr damit zu tun, wie du etwas bewertest und was es dadurch in dir auslöst. Achte auf dich, dein Befinden und deine Bedürfnisse. Geniesse deine winter-weihnächtlichen Sinnesfreuden (Woche 1). So findest du Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen und dein eigenes Zuhause in dir.
Besinnlichkeit und Dankbarkeit
Das bewusste Wahrnehmen und Geniessen des Moments löst uns Dankbarkeit aus – und umgekehrt. Besinnliche Jahreszeit nennen wir sie, weil wir uns dessen besinnen, was uns wichtig ist. Andächtige Momente verleihen einen Zauber und Glanz, der uns tiefe Dankbarkeit und Demut auslösen kann. Auch wenn etwas vergangen ist oder wir noch auf Erfüllung hoffen – zu wissen, wie tief du fühlen kannst, ist ein Geschenk.
Umgang mit Emotionen und Gefühlen
Emotionen und Gefühle wollen gefühlt werden. Das ist ihre Aufgabe. Sie finden im Körper statt. Also kannst du sie ganz bewusst spüren und wahrnehmen.
Unangenehme Gefühle und Empfindungen lösen sich auf, sobald sie dir ihre Botschaft mitgeteilt haben. Sie machen dich auf persönliche Grenzen, auf unerfüllte Bedürfnisse oder das Fehlen von Wunschzuständen aufmerksam. Spüre, nimm wahr, nimm dich ernst und mache dir bewusst, was für dich dahintersteckt. Dann kannst du klären, worum es für dich wirklich geht und dir dein emotionales Bedürfnis erfüllen.
Positive und sogenannte Wunschgefühle kannst du dir ganz bewusst auslösen. Spüre, welches Bedürfnis sie in sich tragen und erfülle es dir.
Und zu deinem gewünschten Winter-Weihnachtsgefühl kommen wir im Laufe des Winterzauber Onlinekurses – ich freu mich auf dich!