Mit den Archetypen durch die mystischen Rauhnächte
Esther Guggisberg
Die Tradition der Rauhnächte kehrt seit einigen Jahren zurück in die heimischen Wohnzimmer.
Vorchristliche Brauchtümer, die in ländlichen Gegenden überdauert haben, teilweise regional unterschiedlich doch mit dem gleichen Grundgedanken zelebriert werden.
Schon mein halbes Leben lang mit vorchristlichen Traditionen und der Liebe zu Mythen und Brauchtümern unterwegs möchte ich die Kraft der Rauhnächte mit dir teilen. Mit den Archetypen aus meinem Buch «Die 9 Archetypen der Frau» und ihren verschiedenen Aspekten an deiner Seite kannst du diese Zeit bewusst durchleben und für dich so manche Erkenntnis daraus ziehen.
Denn die Zeit zwischen den Jahren gibt uns die Möglichkeit, uns auf uns selbst, eigene Wünsche, Träume und Sehnsüchte zu besinnen und der inneren Stimme zu lauschen. Eine Zeit, in der auch die Natur eine ganz besondere Ausstrahlung hat, uns viel Kraft gibt und mit ihrer Symbolik zeigt, wie wir in der Dunkelheit, der dunklen Jahreszeit, unser inneres Licht – Erkenntnisse und (Selbst-)Liebe – wiederfinden.
Religion, Glaube und Spiritualität sind für mich Privatsache. Das heisst, du darfst selbstverständlich und selbstverantwortlich glauben, was und woran du magst. Ich lasse Mythen und Brauchtümer einfliessen, distanziere mich aber von allgemeingültigen Wahrheiten, Dogmen oder Ähnlichem und überlasse es dir, welchen Ansatz du wählst und womit du dich beschäftigen möchtest.
Über die Rauhnächte
Der Ursprung des Wortes Rauhnacht ist nicht abschliessend geklärt, kann aber auf die rauhen, die «ruchen» Nächte des tiefen Winters zurückgeführt werden. Oder aber auch auf die «ruchen» (haarigen) Dämonen, die in diesen Nächten der Legende draussen ihr Unwesen treiben. Da in diesen Tagen und Nächten seit jeher die Ställe ausgeräuchert wurden, könnte der Begriff auch mit dem Rauch des Ausräucherns zu tun haben.
Die Rauhnächte sind eine mystische Zeit – eine Zeit ausserhalb der Zeit, das Tor zwischen den Jahren. Das Sonnenjahr hat 365 Tage, das Mondjahr jedoch nur 354. Da die Mondmonate kürzer sind als unsere klassischen Monate, ergibt sich so die Differenz der 12 Nächte.
Die Rauhnächte dauern von Nacht zu Nacht und beginnen um 24.00 Uhr des 24. Dezember (0.00 Uhr am 25. Dezember) und enden um 24.00 Uhr des 5. Januar. Für manche beginnen sie bereits in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Für mich persönlich fühlt sich erstere Zeitrechnung stimmiger an, da die eine Hälfte der Nächte im alten Jahr und die andere Hälfte im neuen Jahr liegt. Eine Zwischenzeit sozusagen. Zu Yule am 20./21. Dezember beginnen wir mit der Einstimmung.
Mythen und Brauchtümer: die Wilde Jagd, Percht und Frau Holle
Um die Silvesternacht herum ist die Zeit der Wilden Jagd. So sehen wir zu nächtlicher Stunde einen Windstrudel durch die Wälder oder über die Felder jagen. Der Legende nach sind es übernatürliche Jäger, die über den Himmel fegen und Geister in die Anderswelt jagen. Je nach Legende mal angeführt von Odin/Wotan, mal ist es die eisige Wintergöttin.
Percht – oder Perchta – ist eine der ältesten Göttinnen unserer Alpenregion. Sie gehört dem Winter und den Rauhnächten an. Als alte Weise, als die Wintergöttin, begleitet sie bei Übergängen. Sie ist Göttin und Hexe zugleich, lebt in der Anderswelt und besucht uns zu den Rauhnächten. In manchen Legenden gilt sie als ein Aspekt der Göttin Holla (Frau Holle), in anderen wird sie ihr gleichgesetzt. Zu Frau Holle in ihren grossen Kessel kehrt alles alte Leben in die Unterwelt, woraus sich das Neue formt und in die sichtbare Welt zurückkehrt. Die Frau mit den zwei Gesichtern: auch Percht symbolisiert Tod und Wiedergeburt zugleich. Sie vereint in sich Gut und Böse.
Zu den Rauhnächten verbietet Percht jede Arbeit. So wie die Natur ruht und sich regeneriert, sollen auch wir ausruhen und unsere Kräfte schonen. Sie kümmert sich vor allen Dingen um die Frauen, die das ganze Jahr über arbeiten und sich um andere kümmern. Denen legt Percht nahe, nun sorgsam und liebevoll mit sich umzugehen und die Zeit der Ruhe und Einkehr zuzulassen.
Übrigens, mancherorts wird die Heilige Nacht auch Modranecht, «Mutternacht», genannt.
Maskenumzüge und Perchtenläufe sind beeindruckende Überbleibsel unserer heidnischen Vorfahren. Die Umzüge mit Masken, Glocken und viel Lärm gehören seit vielen Jahrhunderten traditionell in den meisten europäischen Alpenregionen dazu. So werden die bösen Geister und die schädlichen Kräfte des Winters vertrieben. In Österreich und Süddeutschland werden sie auch Perchtenläufe genannt, in der Schweiz – bei uns im Berner Oberland – gibt es die Trychelzüge.
Archetypische Kräfte in den Rauhnächten
Den Archetypen können wir in den Rauhnächten in vielfacher Gestalt begegnen. Percht symbolisiert die weise Alte, einen Aspekt unserer inneren Magierin. Sie schenkt dir Intuition und die Verbindung mit deiner ureigenen Spiritualität. Die Herrscherin mit ihrer selbstverantwortlichen Haltung gesellt sich gemeinsam mit der Partnerin dazu, welche den Dialog mit dir selbst fördert. Die Wandlerin ermöglicht in dir eine innere Leere, in der deine Sinnlich-Kreative Neues erschafft. Mit der Abenteuerin wirst du neugierig und bleibst dank dem Freigeist deiner inneren Wilden offen, für das, was sich zeigen möchte. Die Fürsorgliche nährt und die Kriegerin schützt, so dass deine Wünsche und Sehnsüchte im kommenden Jahr und darüber hinaus erblühen können.
So stehen dir die 9 Archetypen auch in den Rauhnächten zur Verfügung und begleiten dich durch diese mystische Zeit. Nimm dir immer wieder einen Moment Zeit für dich selbst – zur Besinnung und zur Innenschau. Lasse das alte Jahr los und fokussiere dich auf das neue.
Dein Rauhnachtskurs
Damit du die kommenden Rauhnächte bewusst erleben und für dich nutzen kannst, habe ich dir einen Kurs dazu gestaltet.
Lasse dich von deinen inneren Archetypen vom 20. Dezember zur Wintersonnenwende und ab dem 24. Dezember zu jeder der zwölf Rauhnächte begleiten.
Nimm dir Zeit für dich und nutze die Gelegenheit, um innezuhalten und dich auf dich und deine Wünsche zu besinnen.
Komme zur Ruhe und geniesse die mystische Zeit der Rauhnächte.
Lasse dich auf dich selbst und auf deine archetypischen Kräfte ein.
Und setze bewusst die Samen fürs kommende Jahr.
Impressionen der letzten Rauhnachts-Onlinekurse